„ESTERHÀZY“ -
Gregor Werner und der "G'sanglmacher" Joseph Haydn
6 Fugen & Pastorelle & pro Adventu

 

Werner/Haydn
Quartett I F Dur: Larghetto-Vivace

Werner/Haydn
Quartett II d Moll: Largo - Allegro

"Cantilena pro Adventu de immaculata conceptione /
Soprano solo / Viola amabile conc:ta / Violini con sordini 2 / con Organo e Violone /
Auth:re Werner de Anno 1759"
( Lied für die Adventszeit zum Fest der unbefleckten Empfängnis)

Werner/Haydn
Quartett III c Moll: Adagio ma poco – Allegro

"Concerto a 5 parti: B /
Violini 2 / Chalamaux 2 / con / Organo concertante / e Violone. /
Authore Gregorio Werner / 753"

"Cantilena pro Adventu “O Maria treib von dannen” /
Tenore solo. / Oboe o Chalemau Solo / Violini 2 con sordini / Organo e violone / dal Werner"

Werner/Haydn
Quartett IV c Moll: Grave – Allegro

Werner
aus: Musicalischer Instrumentalkalender”
Das Froschgeschrei – Fasten – Der spielende Schäfer – Ein Donnerwetter

* * *

"Cantilena de immaculate “Ihr blumenreiche Felder” /
Tenore Solo / Violini con sordini 2 / Chalumaux 2 / Organo e Violone / Aoth:re Werner"

Werner/Haydn
Quartett V d Moll: Adagio ma poco - Allegro

"Aria pro Dominica prima Adventus /
Canto solo, Viola amabile conc:tina, Violini 2 con sordini, organo con Violone /
Auth:ore Werner de Anno 1759"
(Lied für den ersten Adventsonntag)

Werner/Haydn
Quartett VI g Moll: Adagio ma poco - Vivace

"Pastorale in G a Violini 2 /
Viola obl:ta / e Cembalo conc:to / con Violone / Auth:re Werner"


ARS ANTIQUA AUSTRIA
Leitung: Gunar Letzbor

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Gregorius Josephus Werner (1695-1766) leitete seit dem 1o. Mai 1728 das Geschick der Esterházyschen Hofkapelle. Er war ein fleissiger Mann. 40 Messen, 3 Requiems, 3 Tedeums, 4 Offertorien, 12 Vespern, 12 Karfreitagsoratorien, ca. 18 Oratorien, 133 Anthophone und eine Viehlzahl an Instrumentalmusik und kleineren Werken zeugen von seinem regen Schaffensgeist.
Über seine Jugend ist wenig bekannt. Sicherlich hat er längere Zeit in Wien verbracht. Die Quodlibets „Bauren-Richters-Wahl“ und „Der Wiennerische Tandelmarkt“ vermitteln eine genaue Kenntnis der Wiener Verhältnisse und auch der dort gepflogenen Mundart im ausgehenden Barock.
Sein gekonnter kontrapunktischer Stil lässt eine Verbindung zum Hofkapellmeister J.J. Fux (1660-1741) vermuten.
Werner scheint ganz in seiner Tätigkeit für die fürstliche Kapelle aufgegangen zu sein. Weitere Reisen dürfte er nicht unternommen haben. Isoliert in der östlichen Region des Kaiserreiches schreibt er ein musikalisches Kleinod nach dem anderen. Sowohl der alte A-capella-Stil als auch der barock-konzertante Stil der Jahrhundertwende lassen sich in seinem Schaffen beobachten. Wie bei Fux gibt es auch bei ihm im kontrapunktischen Satz keine „faulen Stimmen“. Er bleibt Zeit seines Lebens der Sprache des barocken Musizierens treu und verweigert bis zu seinem Ende jede Anpassung an neue Moden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er anfangs über Joseph Haydn abfällig als „G'sanglmacher“ und „Modehansl“ gesprochen haben soll.
1748 erscheint Werners „Neuer und sehr curios-musicalischer Instrumental-Calender, Parthien-weiß mit 2 Violinen und Basso o Cembalo in die zwölf Jahrs-Monath eingetheilet“ in Augsburg. Einzig dieses Werk macht ihn auch ausserhalb der esterházischen Residenz bekannt.
1661 bis 1666 wirkte Haydn, nach kurzer Zeit vom modebewussten Fürsten bevorzugt, neben dem offiziell weiterhin die Kapelle leitenden Oberkapellmeister Werner als Vizekapellmeister. Er dürfte seinen älteren Kollegen wegen seiner Kunstfertigkeit bewundert haben. Dass er auch dessen Unterricht genossen hat, kann nur vermutet werden. Werners Einfluss widerspiegelt sich jedenfalls in dem plötzlich auftretenden Versuchen Haydns, musikalische Naturschilderungen zu verfassen. Kurz nach seiner Anstellung in Esterházy komponiert er seine Symphonienfolge „Le Matin“ (Morgen), „Le Midi“ (Mittag) und „Le Soire“ (Abend). Auch bei der Verfassung seiner späteren „Jahreszeiten“ dürfte er sich an die Musik seines alten Vorgängers erinnert haben .
Betrachtet man die größeren prächtigen Kirchenmusikwerke Werners mit ihrer ausdrucksvollen musikalischen Sprache, mit ihrem Hang zu ausgearbeiteten Stimmen ohne die Virtuosität zu vernachlässigen, wird man erstaunt sein, dass der Komponist mit einer kleinen Schar an Musikern das Auslangen finden musste.
Die fürstliche Kapelle zählte zu Werners Zeit zwei Soprane, einen Altisten, zwei Tenöre, einen Bass sowie drei Geiger ( incl. Viola), einen Cellisten, einen Kontrabassisten und einen Organisten. Blasinstrumente wurden von der Feldmusik bestellt.
1804 erscheinen bei Artaria in Wien, 38 Jahre nach dem Tod Werners, „VI Fugen in Quartetten auf zwey Violin, Viola und Violonzell von G. J. Werner Weyland Kapelmeister S.D. des Fürsten N. Esterházy etc.etc. / Aus besonderer Achtung gegen diesen berühmten Meister nun herausgegeben von dessen Nachfolger J. Haydn / S.D. dem regierenden Fürsten N. Esterházy Capitän der K. Hungarischen adelichen Leibgarde ect. Ehrfurchtsvoll zugeeignet von dessen gehorsamsten Dienern Artaria et Comp.“
Die Zeilen sprechen für sich. Aus besonderer Achtung gegen diesen berühmten Meister beschäftigt sich Haydn in seinen letzten Lebensmonaten mit der Herausgabe von Quartette Werners! Ob er dabei auch die Einleitungen hinzukomponiert hat, bleibt Spekulation.
Werners Ehrfurcht vor der grossen Kunst seiner Vorfahren bezeugt seine eigenhändig verfasste Grabinschrift, in der er für mögliche Fehler in seinem Schaffen und für allzu freie Behandlung der Dissonanzen Gott um Verzeihung bittet.

„Allhier ruhet der Wol Edle und Kunstreiche Herr Gregorius Josephus Werner, Weyland gewester Hochfürstlich Eszterhazyscher Capell-Meister, seines erlebten mühsamen und kränklichen Alters 71 Jar: deme Gott nun wolle zur ewigen Ruhe aufnehmen. Ist gestorben A.1766, d. 3. Marty

EPITAPHIUM
Hier liegt ein Chor-Regent, der ein groß Fürsten-Haus
Sehr viele Jahr bedient, nun ist die Musik aus.
Er hatte große Plag mit Creuzl und B-moll,
wust endlich nicht, wie wo Ers resolviren soll,
Bis Er die Kunst erlernt, nur in Geduld zu sein,
alsdann gab er sich willig und ganz bereit darein.

Dich aber großer Gott!
Bitt Er in höchster Noth,
Du wolltest die Dissonanzen,
Von ihm gesetzt zu frey,
Verkehrn in Consonanzen
Durch seine Buß und Reu.

Weil er die letzt Cadenz sodann ins Grab gemacht,
Ist folglich all sein Müh zum guten Schluß gebracht.
O Heiland, nehm ihn auf zu deinem Himmels-Chor,
den nie ein Aug gesehn, noch ghört ein menschlich Ohr.

Wann dann die groß Posaunen
Wird rufen zum Gericht,
Mit aller Welt Erstaunen
Alsdann verdamm ihn nicht.

Dich aber frommer Wandersmann,
Ruff ich um ein Gebettlein an.“

 

Gunar Letzbor

 

 

 

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