OÖNACHRICHTEN VOM 06.03.2009
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Konzert: Abwege in das Umfeld der Wiener Klassik
Kaiserliche Sekretärsmusik
„Ars Antiqua Austria“ (Konzert, Brucknerhaus Linz, 4. März)

Ars Antiqua Austria begab sich am Mittwoch im Brucknerhaus auf Abwegen in das Umfeld der Wiener Klassik. Sonst eher bei österreichischer bzw. habsburgischer Barockmusik zuhause, überraschte der zweite Abend im Ars-Antiqua-Austria-Abonnement mit Musik von Karl Kohaut.
Noch nie gehört? Macht nichts – er ist nicht der einzige Meister dieser Zeit, der der Vergessenheit anheimgefallen ist. Kohaut, 1726 in Wien in eine Musikerfamilie geboren, war einer der letzten Lautenisten und machte auch als Beamter eine steile Karriere.
Im Zentrum des AAA-Konzertes standen natürlich Kompositionen für Laute, so das Divertimento in B-Dur, das einzige gedruckte Werk Kohauts. Divertimenti waren damals als feine Galanterien für die private Unterhaltung sehr beliebt und hatten trotz ihrer oft gar nicht so leichten Faktur einen eher volkstümlichen Anklang. Diesen wienerischen Einschlag weist auch das Konzert für Kontrabass und Streicher auf, das als eines der ersten Konzerte für dieses Instrument anzusehen ist. Das Finale des ersten Teils machte dann Kohauts ureigenstes Instrument. Hubert Hoffmann spielte wie immer mit höchster Virtuosität und Leidenschaft das B-Dur-Konzert, dessen Ecksätze schnelle Finger verlangen und dessen langsamer Satz jedoch von bezwingender Kraft zeugte.

Bemerkenswert unorthodox

Im zweiten Teil ein Haydn zugeschriebenes Trio, das aber sehr wahrscheinlich von Kohaut geschaffen wurde – nicht bloß wegen der atypischen Besetzung mit Laute, sondern auch wegen des ganz eigenwilligen formalen Stils. Dieser zeigt sich auch in der zum Abschluss gespielten Symphonie in f-Moll, deren erster Satz gleich in fünf ganz unterschiedliche Teile zerfällt. Höhepunkt dieses seltsamen Konstrukts: eine beeindruckende Fuge. Mit einem furiosen Finale endete die Begegnung mit einem bemerkenswerten, gelegentlich ganz unorthodoxe Wege einschlagenden Komponisten.
(wruss)


KRONENZEITUNG VOM 06.03.2009
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Von Balduin Sulzer

"Ars Antiqua Austria" gewärte im Linzer Brucknerhaus einen horizonterweiternden Einblick in die musikgeschichtlichen Hinterhöfe des 18. Jahrhunderts und präsentierte an etlichen Piecen des Wiener Komponisten Karl Kohaut üppig blühende Mauerblümchen, darunter technisch aufwändige Arbeiten für konzertante Laute (Hubert Hoffmann) und eine vielgestaltig strukturierte "Sinfonia". Viel Beifall.