OÖ NACHRICHTEN vom 11.11.2010
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Musikalisches Erbe wieder entdeckt

Alte Musik:
Ensemble „Ars Antiqua Austria“, Leitung Gunar Letzbor,

In der Bezeichnung „ars antiqua austria – ensemble für neue barockmusik“ ist das Anliegen des Ensembles mit hervorragenden Kräften unter der kundigen Leitung von Gunar Letzbor am Konzertmeisterpult aussagekräftig festgehalten. Das Ziel heißt, vergessene Werke großer Meister und das Gesamtschaffen vergessener Kleinmeister – oft auch nach Jahrhunderten – wieder zu entdecken.
Und eines dieser Konzerte fand im Brucknerhaus unter „Alter Musik“ regen Zuspruch und führte mitten in das „Arbeitsgebiet“. Vorgestellt wurde Kammer- und Vokalmusik von Gregorius Josephus Werner (1695 – 1766), der als Esterhazyscher Hofkapellmeister jetzt ganz im Schatten seines Nachfolgers Joseph Haydn steht und somit so gut wie vergessen ist.
Der plötzliche Ausfall eines Mitwirkenden, verursacht durch familiäre Umstände, machte eine Umstellung des Programms und Bearbeitungen – auch seinerzeit nicht unüblich – bei einigen Titeln notwendig. Die Ensemblemitglieder, insgesamt zwei Violinen, eine Viola und eine Orgel, spielten Fugen samt langsamen Sätzen, köstliche Ausschnitte aus dem „Musicalischen Instrumentalcalender“ mit wirkungsvollen Lautmalereien und ein stimmungsvolles „Pastorale“ (Schäfermusik). Die Instrumentalisten gewährleisteten musikalische Qualität und vermittelten eine lebendige Wiedergabe der abwechslungsreichen Sätze gleich Miniaturen. – Diese generellen Eigenschaften des Ensembles dokumentieren auch viele CD-Produktionen.
Bei den Vokalwerken für die Weihnachtszeit trug der Bratschist(!) des Ensemble Markus Miesenberger mit gefügigem Tenor seinen Teil zum Gelingen des Abends bei. Beim Sopranisten Alois Mühlbacher, Solist der St. Florianer Sängerknaben, war der bevorstehende Stimmbruch nicht zu überhören.
Trotz der sehr kurzfristigen Programmänderung gelang ein ansprechender und aufschlussreicher Abend, der ein musikalisches Kurz-Porträt eines hervorragenden Komponisten entwarf, der viele Jahre als Esterhazyscher Hofkapellmeister in der ländlichen Abgeschiedenheit wirkte

Franz Zamazal

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,503506