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Musik eines
jungen Mönchs
02.11.2022. Rezension von Remy Franck
Der österreichische Komponist Amandus Ivanschiz (1727-1758) wurde schon im Alter von 15 Jahren in den Paulanerorden aufgenommen. Er studierte Musik und auch am Seminar. 1750 wurde er zum Priester geweiht, verbrachte einige Zeit in Rom und starb mit nur 31 Jahren. Trotzdem umfasst sein Werk etwa 20 Sinfonien, 15 Streichtrios, Sonaten und Concertinos, 17 Messen, Litaneien, Kantaten und weitere Vokalwerke.
Im Begleittext zu dieser CD heißt es: « Sein moderner Stil und seine große kompositorische Meisterschaft erklären wahrscheinlich die weite Verbreitung seiner Musik. Ivanschiz könnte daher auch als Vorbild für die Entwicklung des jungen Mozart gedient haben. »
Die Interpretationen von Ars Antiqua Austria zeugen von der Qualität der Kompositionen von Amadus Ivanschiz, und Gunar Letzbor lässt seine Musik spontan akzentreich und phantasievoll mit einer schön pulsierenden Dynamik musizieren, um den ganzen Reichtum der Partituren sowie ihre oft ungewöhnlichen Wendungen hörbar werden zu lassen.
The Austrian composer Amandus Ivanschiz (1727-1758) was accepted into the Pauline Order at the age of 15. He studied music and also at the seminary. In 1750 he was ordained a priest, spent some time in Rome and died at the age of only 31. Nevertheless, his output includes some 20 symphonies, 15 string trios, sonatas and concertinos, 17 masses, litanies, cantatas and other vocal works.
The accompanying text to this CD states, « His modern style and great compositional mastery probably explain the wide dissemination of his music. Ivanschiz may therefore also have served as a model for the development of the young Mozart. » Ars Antiqua Austria’s interpretations testify to the quality of Amadus Ivanschiz’s compositions, and Gunar Letzbor allows his music to be spontaneously accented and imaginatively played with beautifully pulsating dynamics to make all the richness of the scores as well as their often unusual twists and turns audible.
http://www.drehpunktkultur.at/index.php/musik/cd-kritiken/16959-ausgepraegte-liebe-zum-menuett
Ausgeprägte
Liebe zum Menuett
20/06/23 Lange brauchte man in Klosterbibliotheken im
Donauraum, in Tschechien, Mähren und der Slowakei nicht zu suchen
nach Musik von Amandus Ivanschiz. Freilich sucht heutzutage keiner
mehr – außer dem immer neugierigen Geiger Gunar Letzbor, der
einige Stücke des komponierenden Paulinermönchs in Lambach
ausgegraben hat.
Von Reinhard Kriechbaum
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts muss dieser komponierende
Paulinermönch in Musikerkreisen gut bekannt und auch geschätzt
gewesen sein, dafür sprechen gut dreihundert Werkabschriften. Rund
hundert Werke von Amandus Ivanschiz sind erhalten, Kirchenmusik vor
allem, aber auch 22 Sinfonien und allerlei Kammermusik. Gunar
Letzbor lugt immer nach Trouvaillen, wenn er in Klöstern seiner
oberösterreichischen Heimat unterwegs ist. Im Stift Lambach ist er
auf einige Werke von Amandus Ivanschiz gestoßen. Ob die nun
Divertimento, Sinfonia, Concertino oder Sonata heißen – es sind
frühklassische Stücke, absolut auf der Höhe ihrer Zeit, einprägsam
in der melodischen Erfindung, dem Höreindruck nach dankbar für die
Ausführenden. Was will man mehr?
Amandus ist der Ordensname, eigentlich hieß der Mönch und Komponist
mit Vornamen Matthias Leopold. Am Heiligabend 1727 ist er in Wiener
Neustadt getauft worden, er war also fünf Jahre älter als Joseph
Haydn, an den man bei Ivanschiz' Musik nicht zu Unrecht spontan
denkt. Er war burgenländisch-kroatischer Abstammung. Die
Musikausbildung hat der junge Mann vermutlich bei den Wiener
Neustädter Zisterziensern erhalten. In deren Archiv finden sich
Kompositionen von Wagenseil, Vanhal, und dem
Stephansdom-Kapellmeister Georg Reutter – damit ist das stilistische
Umfeld auch der Kompositionen von Amandus Ivanschiz abgesteckt.
Als Fünfzehnjähriger ist er in den Paulinerorden eingetreten, 1750,
als 23jähriger, wurde er zum Priester geweiht. Er lebte dann ein
Gutteil seines weiteren Lebens im Kloster Maria Trost bei Graz, mit
einer Unterbrechung zwischen 1751 und 1754, da hatte ihn sein Orden
als Sekretär nach Rom entsandt. 1758, erst 31jährig, ist Ivanschiz
gestorben. Die Quellenlage ist nicht gut, denn die österreichischen
Niederlassungen des Paulinerordens wurden 1786 Opfer der
Josephinischen Klosteraufhebungen.
Warum gerade Amandus Ivanschiz und Lambach? Vier Mal war er dort –
nicht ungewöhnlich, denn das oberösterreichische Kloster war nicht
nur für reisende Mönche ein Übernachtungsort auf der Route zwischen
Wien und München. Stichwort Mozarts Lambacher Sinfonie. In Stift
Lambach mit seinem reizenden barocken Kloster-Theater waren Künstler
gern gesehen, man war dort kunstsinnig. Das brausende Allegro assai,
mit dem die Sinfonia ex G anhebt, ist dort sicherlich mit
aufmerksamen Ohren rezipiert worden. Zum Streichquartett kommen da
noch zwei Hörner. Sonst hat Gunar Letztbor mit seinem Ensemble
Streicherstücke ausgewählt, Trio-Besetzungen vor zwei Violinen oder
Violine und Viola mit Bass. Oder eben Quartettbesetzung.
Auffallend: Der um melodische Einfälle wohl nie
verlegene Amandus Ivanschiz scheint eine besondere Affinität zum
Menuett gehabt haben. Trio und Menuett sind umfänglicher als die sie
umgebenden Sätze, in der Sonata a 3 in B mit über sechs Minuten
sogar deutlich länger als die beiden Rahmensätze zusammen. Der
Wirkung dieser trotzdem nicht geschwätzig anmutenden Menuett-Sätze
helfen Letzbor und die Ars Antiqua Austria mit kräftigen dynamischen
Kontrasten nach. Durchaus reizvolles Musik-Neuland also.