REVIEW


CONCERTO 247, 01/02 /2013 - Gunar Letzbor und seine Mitstreiter interpretieren sowohl beredt als auch hingebungsvoll, klanglich weich und rund, mit viel Licht und Schatten, Kontur und Schraffur.
TOCCATA 64/2013 - Mit dieser exzellenten CD kann die wachsende Zahl der Liebhaber ihre Kenntnisse erweitern.
FONOFORUM 09/12 - Mit sicherem Gespür für die klanglichen Finessen, die eine solche Instrumentenkombination eröffnet, hat Gunar Letzbor erneut einen interessanten musikalischen Kosmos beschritten.
RONDO 09/12 - Sehr präzise heben sie [Gunar Letzbor und Ars Antiqua Austria] jene oft unscheinbaren Details hervor, die einem Satz Würze, Zusammenhang und oft auch trockenen Witz verleihen.
MUSIK AN SICH.com - Das trötet, hupt und tutet, dass es nur so eine Lust ist!
KLASSIK.com 25.08.2012 - Gunar Letzbor und seinem Ensemble ist eine spannende Neueinspielung unbekannter Werke Graupners gelungen, die das Bild deutscher Barockmusik weiter vervollständigt.
THE LISTENER 14.07.2012 - Das Ensemble Ars Antiqua Austria ist unter der Leitung Gunar Letzbors gottlob keine borniertverknöcherte Alte-Musik-Truppe, sondern weiß, wie wichtig es ist, dass man Alte Musik tatsächlich lebendig werden lässt.
HI-FI & Records, 01-2013 - Die Ecksätze besitzen Schwung, manchmal auch höfischen Pauken-Pomp, aber zweimal enthüllt diese CD auch eine weitere stilistische Feinsinnigkeit des Komponisten: nämlich die Vorliebe für schöne Melodien mit gezupfter Streicherbegleitung. ... Eine Entdeckung!
SALA DEL CEMBALO - It is a joy to listen to, also because of the outstanding performances. The two overtures are brilliantly executed; the concerto is also well done. The two sonatas are given beautiful readings.
peter-paeffgen.eu  - Ars Antiqua Austria spielt avancierte Tempi, scharf akzentuiert und enorme Spannung erzeugend. Schärf en werden unter keinen Klangteppich gekehrt, sondern betont und ausgekostet. Ergebnis ist ein auf regendes, ja explosives Spiel mit Effekten und Affekten.

 

CONCERTO 247, 01-02/2013


ZWEIFACHE HOMMAGE ANS CHALUMEAU

Un dolce affanno. Vokal- und Instrumentalmusik mit Chalumeau am Wiener Kaiserhof. CalamusConsort. Passacaille (986) ® 2012 (Vertrieb Note 1) CD

Christoph Graupner: Chalumeaux. Concerti, Ouvertüren und Sonaten. 
Ernst Schlader, Markus Springer, Christian Leitherer (Chalumeau), Ars Antiqua Austria, Ltg. Gunar Letzbor (Vl.). 
Challenge Classics (72539) ® 2012 (Vertrieb SunnyMoon) SACD

Die beiden Einspielungen, obwohl musikalisch verschieden, haben viele Gemeinsamkeiten. Ars Antiqua Austria und Gunar Letzbor fokussieren zwar den Darmstädter Bach-Zeitgenossen Christoph Graupner, das Calamus Consort und die Sopranistin Michaela Riener die Musik am kaiserlichen Hof in Wien ungefähr zur selben Zeit, nämlich im 17. und 18. Jahrhundert. Aber auch die Graupner-CD ist eine Reverenz an Wien - der Darmstädter Hof unterhielt politische, musikalische und amouröse Verbindungen zu der österreichischen Kaiserstadt - und vor allem an das Chalumeau, den Verwandten der Klarinette. ... Die Erläuterungen zu den Einspielungen - etwa vom beide Male die Chalumeaux spielenden Ernst Schlader - widmen dem blockflötenähnlichen Rohrblattinstrument großen Raum. Sein holzig-warmer, gedeckter und klarinettennaher Klang rechtfertigt die erneute Aufmerksamkeit. Das Chalumeau wurde  Ende des 17. Jahrhunderts von Johann Christoph Denner optimiert und war eine Zeitlange in von den Komponisten gern verwendeter "Exot". Um 1700 erklingt es zum ersten Mal an der Wiener Hofkapelle, die mit über hundert Musikern unter Joseph I. zu den führenden in Europa zählte (die vier Kaiser Ferdinand III. , Leopold I. , Joseph I. und Karl VI. waren Musikliebhaber und Dilettanten im besten Sinne, hervorragende Instrumentalisten, Accompagnisten und Komponisten). ...

Beide CDs sind vornehmlich barock geprägt. ... Gunar Letzbor musiziert mit seinem Cembalo-Partner Norbert Zeilberger, der im August starb, in den zwei bekenntnisreich rhetorischen, oft erstaunlich Bach ähnlich tönenden Sonaten von Graupner ausgefeilt und kongruent bis in den Triller. Im Spiel des Ensembles Ars Antiqua Austria wirken das Concerto und die beiden Ouvertürensuiten von Chalumeau - Fan Graupner trotz der protestantisch-majestätisch-repräsentativen Musikphysiognomie wie gepflegte Unterhaltungen zwischen den Instrumenten, die mit kompositorischen und klanglichen Raffinessen wie dem träumerisch serenadenhaften Pizzica to in Le Desire (Ouvertüre F- Dur) überraschen. La Speranza amorosa entpuppt sich als Anklang an das berühmte Menuett G-Dur von Christian Petzold aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach – heute noch ein Muss für jeden Klavier-Eleven.

Gespielt wird makellos. Gunar Letzbor – übrigens Gründer des H.I.F. Biber-Wettbewerbs – und seine Mitstreiter interpretieren sowohl beredt als auch hingebungsvoll, klanglich weich und rund, mit viel Licht und Schatten, Kontur und Schraffur, nur das Allegro wirkt etwas zu brüsk geendet. 

Zu bemerken ist noch, dass in dem informativen Booklet, das auch ein Nachwort des Tonmeisters Bert van der Wolf einschließt, nichts über die Künstler steht. Die Schöne Musik ist Empfehlung genug.

Stephanie Knauer

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TOCCATA 64, 03-04/2013

Graupner: Chalumeaux -
Konzerte, Ouvertüren & Sonaten.

Ars Antiqua Austria. Gunar Letzbor
Challenge Classics - CC72539 (2011; 75')

Das Chalumeau wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts erfunden und durfte sich in den nächsten Jahrzehnten grosser Beliebtheit erfreuen. Diese dauerte aber nicht lange: in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschwand sie von der Bildflache. Wegen seines relativ geringen Tonumfangs gab es das Chalumeau in verschiedenen lagen, von Sopran bis Bass. Einer der Liebhaber des Chalumeau war Christoph Graupner, der es häufig in Solokonzerten und Ouvertüren und auch in Kammermusik verwendete. Gunar Letzbor hat drei grösserbesetzte Werke mit zwei oder drei Partien für ein Chalumeau ausgewählt. Sie zeigen wieder einmal Graupners stilistische Eigensinnigkeit. Man hört selten etwas Geläufiges, und wird häufig überrascht. Diese drei Werke haben alle etwas zu bieten. das aufhorchen lasst, wie der Dialog zwischen drei Chalumeaus und einer Sologeige in zwei Sätzen der Ouvertüre in F. In einer anderen Ouvertüre in der gleichen Tonart gibt es auffällige Partien für zwei Hörner. Zwischen diesen drei Werken hören wir zwei Sonaten für Cembalo und Violine, die in Graupners Handschrift überliefert sind, aber nach Meinung der Experten nicht von ihm komponiert worden sind. Es handelt sich um sehr schone Werke. die eine interessante und wichtige Erweiterung des Repertoires für diese Besetzung darstellen. Sie werden auf fein differenzierte Weise von Norbert Zeilberger und Gunar Letzbor dargestellt. Graupner ist ein Komponist, an dem man sich gewöhnen muss. Hat man sich aber mit seiner Musik angefreundet, dann gibt es keinen Weg zurück. Mit dieser exzellenten CD kann die wachsende Zahl der Liebhaber ihre Kenntnisse erweitern.

Johan van Veen

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FONOFORUM 09/12

Dunkel-weiches Chalumeau
Graupner, Concertos. Ouvertures &. Sonatas;
Ars Antiqua Austria. Gunar Letzbor (2011);
Challenge/SM CD608917253924 (75')

Musik*****
Klang*****

Ob man viele Orchesterwerke mit drei Chalumeaux in den verschiedenen Stimmlagen findet, ist eher unwahrscheinlich. Christoph Graupner, der Hofkapellmeister am Darmstädter Hof zu Zeiten Bachs, hat ein solches Werk geschrieben. Mit sicherem Gespür für die klanglichen Finessen, die eine solche Instrumentenkombination eröffnet, hat Gunar Letzbor erneut einen interessanten musikalischen Kosmos beschritten (nach dem mit gedeckten Trompeten operierenden schauerlich-düster klingenden Requiem des oberösterreichischen Klosterkomponisten Hochrelther, FONO FORUM 7/12).

Diesmal hat er sich mit dem Spezialisten Ernst Schlader und seinen Bläser Kompagnons zusammen getan, die diese Instrumente wie keine anderen spielen können. Zusammen mit dem prägnant-kräftigen Streicher-Ensembleklang der Ars Antiqua Austria wird hier ein Genrebild einer im 18. Jahrhundert offenbar möglich gewesenen Musik gemalt. Da müssen selbst dem Auftraggeber, dem musikverliebten Landgrafen von Hessen-Darmstadt, die Ohren aufgegangen sein vor so viel Raffinesse und dann wieder scheinbarer Volkstümlichkeit, wenn es denn damals genau so natürlich wie elaboriert geklungen hat wie bei Letzbor und Co.: Der Charme des dunkel-weichen Timbres der Chalumeaux zusammen mit dem sehnenden Geigenton in "La speranza amorosa" in der Ouvertüre F-Dur führt zwei musikalische Welten zusammen. Aber es gibt noch mehr Chalumeaux-werke von Graupner: In der martialisch-humoristischen Ouvertüre F-Dur z. B., in der zusätzlich noch Hörner und das Fagott ihr Recht behaupten, geht es so turbulent zu, dass das Stück fast in einer barocken Kakophonie endet.

Richard Lorber

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RONDO 09/12

Christoph Graupner
CHALUMEAUX:
CONCERTOS, OUVERTURES & SQNATAS

Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor
Challenge/Codaex CC 72539
(SACD, 75 Min., 11/2011)

Wenn sein Dienstherres zugelassen hätte, dann wäre Christoph Graupner (1683-176o ) und nicht der grosse Johann Sebastian Bach Thomaskantor geworden. Heute dagegen ist Graupner stark unterbewertet. Das zu ändern ist nicht leicht. denn mit seinem ausgesprochenen Interesse an Klangfarben sowie seiner Vorliebe für das Ausstellen elementarer Motive scheint Graupner bisweilen einer ganz eigenen Grammatik zu folgen.Beachtet man dies nicht, wirkt seine Musik schnell unzusammenhängend und fade. Bei Gunar Letzbor und seiner wunderbar klar, sonor und mitreißend federnd aufspielenden Ars Antiqua Austria ist das Gegenteil der Fall: Sehr präzise heben sie jene oft unscheinbaren Details hervor, die einem Satz Würze, Zusammenhang und oft auch trockenen Witz verleihen.

Im Wechsel mit zwei experimentellen Sonaten für obligates Cembalo und Violine (GWV 709 und 711) sind drei ebenso experimentelle Orchesterwerke zu hören. Es handelt sich dabei um ein Konzert und zwei Ouvertürensuiten (GWV 303, GWV 449 und 452), in denen Graupner eine Gruppe von Chalumeaux solistisch einsetzt. Und wie der Komponist, so befindet sich auch das Chalumeau (ein früher Verwandter der Klarinette) noch in der Wiederentdeckungsphase: Wurde bisher fast nur die zarte, fast weinerliche Seite seines Klanges betont, so lassen die Chalumeaux, die Ars Antiqua Austria für diese Einspielungen rekonstruieren ließ, darüber hinaus auch robustere, “klarinettigere” Effekte zu. Und so kann Graupner dem Thomaskantor nicht nur mit bangen Liebesseufzern über herzschlagartig pochenden Pizzikati, sondern auch wieder mit rasanten Jagdmusiken und frechen Kuckucksrufen Konkurrenz machen.

Carsten Niemann

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ANGENEHM WILD

Graupner, Chr. (Letzbor)
Concerti, Ouvertüren & Sonaten

VÖ: 18.5.2012 (Challenge Classics / Challenge / SACD hybrid / 2011 / Best. Nr. CC72539)
Gesamtspielzeit: 74:41
Internet: Ars Antiqua Austria

Das trötet, hupt und tutet, dass es nur so eine Lust ist! Was für eine abstruse Besetzung, mit der Christoph Graupners (1683-1760) Ouvertüre in F-Dur da aufwartet: 2 Hörner, Pauken, 2 Chalumeaux, Fagott plus Streicher. Eine Vorliebe zum musikalischen Experiment scheint den Darmstädter Kapellmeister ausgezeichnet zu haben und die teilt er mit dem Alte Musik-Spezialisten Gunar Letzbor, der den Fokus hier auf Graupners Werke für die Chalumeaux richtet. Ein Holzblasinstrument, dessen Blütezeit nur kurz währte, bevor es von der feinsinnigeren Klarinette abgelöst wurde. Sein eigenwilliger Klang entzweite schon die Zeitgenossen: Von manchen als wild, unangenehm oder heulend geschmäht, von anderen als unendlich angenehm und interessant gepriesen. Nun, das Instrument vereint unzweifelhaft all diese Eigenschaften in sich. Wie angenehm sanglich, sehnsuchtsvoll, fast saxophonähnlich es zu klingen vermag, wird auf dieser SACD ebenso deutlich, wie sein wilder, kaum zu bändigender Charakter bei zupackendem Musizieren. Und solche Momente gibt es hier gar nicht selten, denn Letzbor lässt nicht vornehm-höfisch, sondern über weite Strecken eher musikantisch aufspielen, teils durchaus geräuschaft. In einigen Momenten wird die Musik dadurch zwar arg agressiv aufgeladen, andererseits gibt es so keinen spannungsarmen Moment. Die klangfarblichen Reibungen, die durch die zwei oder drei Chalumeaux untereinander, aber auch im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten entstehen, kostet Ars Antiqua Austria weidlich aus. Es sind nicht zuletzt diese Effekte, die Graupners Musik ausmachen und ihren Zug ins Kleinteilige, motivisch bisweilen Banale abfedern. Zwischendurch darf der Hörer bei zwei Violinsonaten Atem holen, was angesichts der zahlreichen Hörreize im Concerto und den beiden Ouvertüren eine willkommene Abwechslung darstellt.

Bemerkenswert ist die Aufnahmetechnik: Die Einspielung wurde in einem relativ kleinen Raum des Stifts St. Florian realisiert. Der Einfluss des Holzbodens und der Stukkaturen sorgt für einen warmen, natürlichen, hallarmen Klang, der trotz des engen Raums eine erstaunliche Weite und Substanz aufweist. Somit darf man von gleich drei gelungenen Experimenten sprechen: Graupners Tonkunst, Letzbors Interpretation und Bert van der Wolfs im besten Sinne ton-meisterliche Arbeit.
Sven Kerkhoff

Graupner, Chr. (Letzbor) - Concerti, Ouvertüren & Sonaten - Musik an sich
http://www.musikansich.de/review.php?id=11647

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Graupner, Christoph - Chalumeaux: Konzerte, Ouvertüren &
Sonaten

Für den jagdbegeisterten Grafen

Label/Verlag: Challenge Records
VÖ: 05/2012
Bestell-Nr.: CC72539
Spielzeit: 74:41

Gunar Letzbor und seinem Ensemble ist eine spannende Neueinspielung unbekannter Werke Graupners gelungen, die das Bild deutscher Barockmusik weiter vervollständigt.

Sein Hamburger Freund Telemann empfahl ihn als Thomaskantor nach Leipzig, doch musste er auf Drängen seines Dienstherren ablehnen, so dass J. S. Bach den Posten übernehmen konnte. Christoph Graupner zählte zu den meistumworbenen Komponisten seiner Zeit, die von Publikum und Kollegen gleichermaßen geschätzt wurden. Seine musikalische Ausbildung hatte Graupner durch einen Onkel sowie die beiden Thomaskantoren Schelle und Kuhnau erhalten. Schon bald führte ihn sein Weg an die Gänsemarktoper in Hamburg, wo er Reinhold Kaiser und Händel kennenlernte. Er feierte derart große musikalische Erfolge, dass ihn der Darmstädter Landgraf exklusiv für seinen Hof verpflichtete. Zwar konnte Graupner hier kaum neue Opern schreiben – der Landgraf musste seine Ambitionen auf ein eigenes Opernhaus in Darmstadt aufgeben, da er sein Geld lieber in die Jagd als in sein Opernhaus steckte –, doch erfreuten sich seine Kantaten, Sinfonien, Konzerte und Kammermusikwerke Zeit seines Lebens großer Beliebtheit.

Über 2000 Kompositionen sind von Graupner überliefert, was wir dem Umstand verdanken, dass sich seine Familie nach seinem Tod gerichtlich für seinen musikalischen Nachlass einsetzte und damit eine Zerstörung seiner Werke durch Entfernung aus der gräflichen Bibliothek verhinderte. Aus diesem Grund besitzt die Darmstädter Landesbibliothek bis heute die wichtigste Sammlung seiner Werke, was ferner dadurch begünstigt wurde, dass Graupner seine Kompositionen nicht – wie andere Kollegen – weiterverkaufen durfte, sondern seine Werke exklusives Eigentum des Grafen blieben; sie durften nicht kopiert werden. Vielleicht führte dies dazu, dass sein Name gegen Ende des 18.Jahrhunderts aus den Reihen der weiter aufgeführten Komponisten verschwand, da man seine Musik einfach nicht mehr kannte. Außerdem hatte er keine nennenswerte Schülerschaft, die sein Andenken bewahrt hätte.

Graupners musikalische Vorliebe für dunkle Instrumentalklänge führten dazu, dass er für seine Werke immer wieder ungewöhnliche Besetzungen forderte. So schrieb er gerne für Oboe d‘amore, Viola d‘amore, Pauken und Blechbläser. Die klangliche Präferenz dunklerer, gedämpfter Register ließ ihn zu einem der wichtigsten Komponisten für Chalumeau werden, einem klarinettenähnlichen Instrument, das im Laufe des Jahrhunderts von der lauteren Klarinette aus dem Orchester verdrängt wurde. Die vorliegende SACD des österreichischen Spezialensembles Ars Antiqua Austria unter der Leitung von Gunar Letzbor präsentiert nun eine Auswahl dieser Chalumeaux-Kompositionen Graupners, die mit unkonventioneller Orchesterbesetzung und großer klanglicher Vielfalt aufwarten. So besteht die Besetzung des Ensembles aus einem Streichquartett, einer Basso continuo-Gruppe mit Tasteninstrument (Orgel oder Cembalo), Laute und Fagott, zwei Hörnern, einer Pauke sowie bis zu drei Chalumeaux.

Die typische Aufteilung mit einer dominant besetzten hohen Streichergruppe sucht man hier vergebens. Entsprechend abgedunkelt ist der Gesamtklang der drei großen Werke GWV 303, GWV 449 und GWV 452. Letzteres ist eine prunkvolle Ouvertüren-Suite für zwei Hörner, Pauke, zwei Chalumeaux, zwei Violinen, Viola, Fagott und Cembalo in F-Dur, die nach 1735 komponiert sein muss. Gunar Letzbor lässt seine Musiker das Werk mit kraftvollen Akzenten und großer Geste spielen. Besonders die Kombination aus dominanten Hörnern – gespielt von Albert Heitzinger und Michael Sollner –, Chalumeaux (Ernst Schlader, Markus Springer, Christian Leitherer) und omnipräsenter Pauke (Alex Georgiev) sorgen für eine ländlich, derbe Wirkung. Dagegen wirkt die Ouvertüren-Suite GWV 449 für drei Chalumeaux, zwei Violinen, Viola und Cembalo etwas lieblicher, was auch am Inhalt der einzelnen Sätze liegt. So heißen Sätze 'Le Desire' (Das Verlangen), 'Rejouissance' (Die Vorfreude) und 'La Speranza amorosa' (Die Liebeshoffnung). Letzbors Entscheidung, den weichen, leicht nasalen Klang der Chalumeau mit kräftigen Tutti-Akzenten zu kombinieren, lässt die Musik lebendig und abwechslungsreich klingen. Als ruhigen Kontrapunkt hat Gunar Letzbor zwei Sonaten für Violine und Cembalo in das Programm integriert, die ganz ohne gräfliche Jagd-Atmosphäre auskommen. Er spielt sie zusammen mit Norbert Zeilberger (Cembalo) virtuos und elegant, wodurch der Hörer eine weitere Facette von Graupners Musik kennenlernt. Letzbor und seinem Ensemble ist eine spannende Neueinspielung unbekannter Werke Graupners gelungen, die das Bild deutscher Barockmusik weiter vervollständigt.

Kritik von Christiane Bayer, 25.08.2012
(http://magazin.klassik.com/reviews/reviews.cfm?TASK=REVIEW&RECID=22837&REID=13710)

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Ch. Graupner - Konzerte und Ouvertüren für Chalumeau
Ars Antiqua Austria - G. Letzbor (2012)
Challenge Classics
Katalog-Nr.: CC72539 / EAN: 608917253924

Lebhafte Musik für ein (fast) vergessenes Instrument

von Rainer Aschemeier • 14. Juli 2012

Zu den vielen Instrumenten der Barockzeit die heute völlig in Vergessenheit geraten sind, gehört wohl auch das Chalumeau. Fragt man selbst versierte Kenner Alter Musik danach, was denn eigentlich ein Chalumeau überhaupt sei, antworten nicht wenige, es sei quasi ein und dasselbe wie die immerhin noch vage aus der Volksmusik bekannte Schalmei. Das stimmt so jedoch nicht!

Die deutsche Schalmei ist ein Doppelrohrblattinstrument und als Solches am ehesten mit der heutigen Oboe verwandt. Das Chalumeau hingegen besitzt nur ein Rohrblatt und ist sowohl klanglich als auch instrumentenbaumäßig ein Vorläufer der heutigen Klarinette. Ja, das Instrument entstand im 17. Jahrhundert gar aus dem Bestreben heraus, den Tonumfang einer Blockflöte (!) zu erweitern.

Doch bevor wir uns an dieser Stelle in Kinkerlitzchen des Instrumentenbaus verlieren, sollten wir uns lieber freuen! Unlängst nämlich erschien eine CD vom niederländischen High Quality-Label Challenge Classics, und sie bringt uns das Chalumeau wieder zu Gehör.
Dass dies zudem mit wunderbar lebhafter Barockmusik einhergeht, haben wir einem der großen Komponisten des Frühbarock zu verdanken, nämlich Christoph Graupner – ja, jener Graupner, den einst niemand Geringeres als Georg Philipp Telemann als Thomaskantor nach Leipzig empfohlen hatte, wo ihm ein gewisser Johann Sebastian Bach kurz vor knapp die begehrte Stelle „wegschnappen“ konnte.

Die CD setzt ein Chalumeau-Konzert und zwei Ouvertüren mit prägnantem Chalumeaupart gekonnt in Szene. Als „Trenner“ zwischen den Stücken fungieren zwei grazile Violinsonaten – ...ohne Chalumeau. Die Program-mierung dieser CD ist somit schon mal wohl durchdacht und funktioniert im Übrigen großartig. Das Ensemble Ars Antiqua Austria ist unter der Leitung Gunar Letzbors (der auch der bei den Sonaten zu hörende Violinsolist ist) gottlob keine borniertverknöcherte Alte-Musik-Truppe, sondern weiß, wie wichtig es ist, dass man Alte Musik tatsächlich lebendig werden lässt.
Welche Musik wäre dafür besser geeignet als die für ihre Zeit ungewöhnlich emotionale Musik des Darmstädter Hofkomponisten Christoph Graupner!?

In den Sonaten oft sentimental versponnen, in den Orchesterstücken unverhohlen ausgelassen, erreichen die Graupner’schen Werke womöglich nicht die „Extraklasse“ der ganz Großen der Barockzeit. Sie zeigen aber vielleicht sogar besser als jene, wie und wofür diese Musik einmal gedacht war. Das, was hier erklingt, hat – wenn man das sehr böse formulieren möchte – nicht einmal einen besonders hohen Kunstanspruch. Es ist zumindest zum Teil fraglos das, was man zumeist wenig höflich mit dem Wort „Gebrauchsmusik“ beschreibt. Zu dieser Musik wurde getafelt, getanzt, vielleicht auch mitgesungen.

Unnatürlich verwöhnt von den Kronjuwelen der Bach-, Telemann- und Händel-Ära, sind wir es kaum noch gewohnt, dass Barockmusik aus Deutschland so schwungvoll und versonnen daherkommen kann. Diese CD zeigt, dass es in Deutschland nicht nur Komponisten gegeben hat, die man fast als „Wissenschaftler der Fuge“ bezeichnen möchte. Es gab eben auch solche wie Graupner, die nicht für die hohe Kunst sondern für das pralle Leben schrieben. [...]

Klanglich ist die CD übrigens (wie fast immer bei Challenge Classics) zur audiophilen Oberliga zu zählen. Eine Besonderheit für Klangfreaks findet sich bei dieser CD im beiliegenden Booklet, denn hier hat der
zuständige Tonmeister Bert van der Wolf höchstselbst das Wort ergriffen, um uns auf zwei Booklet-Seiten interessante Hintergründe zur vorliegenden SACD-Aufnahmetechnik zu vermitteln. Das ist nicht nur hörens- sondern auch lesenswert.
((Das Hörexemplar der CD für diese Besprechung wurde uns freundlicherweise von der Firma Challenge Classics zur Verfügung gestellt.))

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HI-FI & Records, 01-2013

Christoph Graupner
Concerto á 2 Chalumeaux, Streicher und B.C.
GWV 303 u.a.

Gunar Letzbor (Geige und Ltg.);
Ars Antiqua Austria
Challenge CC72539 (SACD) Audiophil

Vor kurzem hörte ich einige frühe Aufnahmen dieses österreichisehen Originalklang-Ensembles aus ihrer Chesky-Zeit, wo sie sich nicht nur dem Mainstream, sondern auch der Werke eines Biber oder Schmelzer annahmen. Nun stellen sie Konzerte von Graupner vor, und zwar jene für Chalumeaux - den Klarinetten-Vorgängern, deren nasalen Klang wir sonst nur von Vivaldis Concerti per molti Strumenti kennen. Graupner, der in Darmstadt als pflichtbewusster Hofkapellmeister 50 Jahre wirkte, wurde finanziell überzeugt, nicht nach Leipzig als Themaskanter abzuwandern (Bach war dafür dankbar), sondern zu bleiben. Er galt als wahrscheinlich bestbezahlter Orchesterleiter seiner Zeit und komponierte 1.700 Werke. Stilistisch erinnert er mitunter an seinen Kollegen Telemann. Die Ecksätze besitzen Schwung, manchmal auch höfischen Pauken-Pomp, aber zweimal enthüllt diese CD auch eine weitere stilistische Feinsinnigkeit des Komponisten: nämlich die Vorliebe für schöne Melodien mit gezupfter Streicherbegleitung. Die Aufnahme von Tonmeister-Guru Bert van der Wolf entstand in einem kleinen Saal im Stift St. Florian bei Linz und setzt Instrumente und Raum in optimale Balance. Eine Entdeckung!

Ludwig Flieh

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http://www.saladelcembalo.org/cdreviews/graupnerconcertos.html


CHRISTOPH GRAUPNER (1683 - 1760)
Chalumeaux Concertos, Ouvertures & Sonatas
Sonata for harpsichord and violin in g minor (GWV 709 – attr.)
Sonata for harpsichord and violin in g minor (GWV 711 – attr.)
Concerto for 2 chalumeaux, strings and bc in C (GWV 303)
Overture for 3 chalumeaux, strings and bc in F (GWV 449)
Overture for 2 horns, 2 chalumeaux, strings and bc in F (GWV 452)
Ars Antiqua Austria
Ernst Schlader, Markus Springer, Christian Leitherer, chalumeau
Albert Heitzinger, Michael Söllner, horn
Gunar Letzbor (solo), Barbara Konrad, violin
Markus Miesenberger, viola
Karin Gemeinhardt, bassoon
Jan Krigovsky, violone
Hubert Hoffmann, lute
Nobert Zeilberger, harpsichord, organ
Alex Georgiev, timpani
Dir.: Gunar Letzbor
Challenge Classics CC72539

Only recently I reviewed a disc which was devoted to music performed in Vienna in the early 18th century with parts for, among others, one or several chalumeaux (Un dolce affanno). The chalumeau was quite popular at the time in Vienna. Another centre of composing for and playing of the chalumeau was Darmstadt, where Christoph Graupner was Kapellmeister. His output includes quite a number of compositions for one to three chalumeaux.

The chalumeau was developed at the end of the 17th century. As Ernst Schlader writes in his liner-notes it is often connected to the shawm, but there is a strong difference between these two. In the article in New Grove Colin Lawson states that the instrument rather "evolved (...) from attempts to increase the volume of sound produced by the recorder". He also refers to the "close physical relationship between the two instruments". The playing technique was also largely comparable. The instrument maker Johann Christoph Denner, member of a dynasty of makers of woodwind instruments in Nuremberg, played a crucial role in the development of the chalumeau. A notable feature of this instrument is its limited tessitura. "Its construction and lack of register key means that the chalumeau has a relatively limited range of twelve tones. This caused the chalumeau to be built in various sizes in the style of consort instruments", Schlader writes. In his oeuvre Graupner used the chalumeau in the ranges of alto, tenor and bass.

The Overture in F (GWV 449) includes parts for all three of them. They build quite a contrast to the strings which often have brilliant parts to play, whereas the chalumeaux, because of their rather dark tone, are naturally more intimate and lyrical. Graupner explores this contrast to great effect in two movements: 'Le Desire' and 'La Speranza amorosa'. They both have the character of a dialogue between a solo violin and the three chalumeaux, with the other strings
playing pizzicato. Strings and chalumeaux are also juxtaposed in the second movement (allegro). The sweet tone of the chalumeaux comes to the fore in 'bergerie' and 'air', two movements of a rather playful character. The bergerie has an ABA structure, with the chalumeaux playing alone in the B section. Their characteristic tone is also explored in the andante from the Concerto in C (GWV 303), in which they appear in the ranges of alto and bass.

The Overture in F (GWV 452) has a quite particular character, thanks to the scoring which includes two horn parts. They play a prominent role and inevitably more or less overshadow the chalumeaux, which here appear in the tenor and bass ranges. In 1766 Graupner's colleague and friend Georg Philipp Telemann composed several pieces with prominent horn parts for Ludwig VIII, Landgrave of Hesse-Darmstadt from 1739 to 1768. He was known as a fanatical huntsman, and it was the horn which was usually associated with the hunt. It is quite possible that this overture also was meant as a special reference to the Landgrave's favourite occupation. The horns play a particularly prominent role in the first movement and also in the air which could not be more different from the air in the Overture GWV 449. After a 'tempo di sarabande' the first section of the air is repeated, bringing the overture to a close.

An interesting part of this disc are the two sonatas for harpsichord and violin. They are included in the catalogue of Graupner's oeuvre, but it is unlikely that they are from his pen. They have been preserved in his hand, but the name of the composer is not mentioned, and Ursula Kramer, in her programme notes, suggests that Graupner himself might not have known who wrote them. They have the same texture as the well-known set of six sonatas by Johann Sebastian Bach. They are in four movements, modelled after the Corellian sonata da chiesa, and are scored for harpsichord and violin, in that order. These are really beautiful sonatas; in the Festival Early Music Utrecht of 2012 I heard two of them (GWV 709 and 710). I liked them and considered them a worthwhile addition to the repertoire for this scoring. This recording confirms my positive impressions. Unfortunately the digital catalogue of Graupner's works doesn't give any details about the doubtful works; therefore I don't know how many of
such sonatas exist in Graupner's handwriting. They should definitely be in the repertoire of performers.

Over the years I have reviewed several recordings of music by Graupner. I admit, I am a pretty big fan of his. His compositions are always interesting, far away from any convention, and highly original. You won't often find common patterns in his oeuvre. That makes every disc an adventure, and this one is no exception. It is a joy to listen to, also because of the outstanding performances. The two overtures are brilliantly executed; the concerto is also well done. The two sonatas are given beautiful readings; the only criticism could be that the balance between the harpsichord and the violin is a little too much in favour of the latter.

This is an exciting disc. Graupner has done it again.
Johan van Veen, 7 January 2013

 

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peter-paeffgen.eu 
http://www.peter-paeffgen.eu/blog/2013/08/gunar-letzbo r-mit-graupner/


Gunar Letzbor mit Graupner

Christoph Graupner
Chalumeaux
Concertos, Ouvertures & Sonatas
Ars Antiqua Austria , Gunar Letzbor
Aufgenommen im November 2011
Challenge Records CC72539, im Vertrieb von New Arts International


… aufregendes, fast explosives Spiel …

Der Chalumeau, der auf vorliegender CD mit Werken von Christoph Graupner 1683-1760) gespielt wird, sieht einer Blockflöte ähnlich. Oder einem chanter, dem Instrument, das meist beim Erlernen der schottischen bagpipe, verwendet wird. Ein chanter ist eine Pfeife, wie sie als Melodiepfeife an Dudelsäcken verwendet wird, nur wird er als Separatinstrument nicht über den Luftsack, sondern durch direktes Einblasen mit Luft versorgt.

Der Chalumeau hat ein Mundstück mit einem einfachen, „auf schlagenden“ Rohrblatt … wie wir es schließlich von der Klarinette kennen. Telemann (1681-1767) hat das Instrument geschätzt, auch Hasse (1699-1783), Reinhard Keiser (1674-1739), Jan Dismas Zelenka (1679-1745) … und Christoph Graupner, der Darmstädter Kapellmeister.

Darmstadt, das ist die Stadt, die man mit dem Chalumeau in Verbindung bringen muss. Und mit Graupner. 1709 hat Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667/1687-1739) ihn – auf Vermittlung durch Johann Mattheson übrigens – als „Vice-Capellmeister“ verpflichtet und zusammen mit ihm weitere talentierte junge Musiker. Zwei Jahre später übernahm Graupner das Amt des Kapellmeisters … Hof - und Kirchenmusik in Darmstadt blühten zu ungeahntem Glanz auf. Ein neues Opernhaus wurde gebaut und 1711 mit Graupners Oper „Telemach oder die durch Weißheit im Unglück triumphierende Tugend“ eingeweiht … bald aber aus finanziellen Gründen wieder geschlossen. Die pekuniären Probleme des Darmstädter Hofes sollten Christoph Graupner auch in der Folgezeit begleiten. 1758 mündeten sie schließlich in einen heftigen Streit zwischen dem Landgrafen und seinen Musikern.

Trotz aller Probleme war Christoph Graupner ein außerordentlich produktiver Komponist. 113 Sinfonien sind von ihm überliefert, 80 Ouvertürensuiten, 5 Tafelmusiken, 50 Konzerte und viel Kammermusik. Dazu über 1400 [!] Kirchenkantaten und elf Opern, die allerdings teilweise schon vor Graupners Darmstädter Zeit in Hamburg entstanden sind.

Ars Antiqua Austria unter der Leitung von Gunar Letzbor präsentieren einen Querschnitt durch das instrumentalmusikalische OEuvre Graupners: Zwei Sonaten (beide in g-Moll) für Cembalo und Violine sowie größer besetzte Werke, in denen jeweils Chalumeaux eingesetzt sind: ein Konzert und eine Ouvertüre für jeweils zwei und eine Ouvertüre für drei dieser neuen Instrumente jeweils mit Streicherensemble. Ursula Kramer, Graupner-Forscherin und Autorin der Sleeve-Notes für vorliegende CD, argumentiert, dass am Darmstädter Hof erst nach 1735 oder gar 1738 zwei oder drei Chalumeau-Spieler zur Verfügung gestanden haben und dass somit die betreffenden Werke der CD spät, vielleicht erst nach 1740, komponiert – oder mindestens auf geführt – worden sind. Gerade in der Ouvertüre (GWV 449) für drei Chalumeaux, der vermutlich spätesten der eingespielten Kompositionen, umfing den Zuhörer barocke Pracht, gleichzeitig fand er sich mit neuen musikalischen und formalen Gegebenheiten konfrontiert. Eine der größten Revolutionen der Musikgeschichte kündigte sich nämlich an bzw. war bereits im Gange und mit ihr kamen beispielsweise eine Abkehr vom sogenannten „strengen Satz“, bewusste Vereinfachung, Bevorzugung homophoner Satzweisen und eine Entmachtung des Generalbasses … postbarock, vorklassisch, galant, empfindsam, „Sturm und Drang” – es war eine Zeit des Probierens und des schnellen Wandels!

Das Wiener Ensemble Ars Antiqua Austria spielt avancierte Tempi, scharf akzentuiert und enorme Spannung erzeugend. Schärf en werden unter keinen Klangteppich gekehrt, sondern betont und ausgekostet. Ergebnis ist ein auf regendes, ja explosives Spiel mit Effekten und Affekten und das gilt nicht nur für die das Programm abschließende Ouvertüre F-Dur in ihrer exzeptionellen Besetzung aus zwei Hörnern, Pauken, zwei Chalumeaux, Fagott und Streichern … aber da besonders! Die rascheren bis schnellen Sätze werden nach vorne getrieben aber auch die kontemplativen wie „La Speranza amorosa“ sind eher von Spannung als von bloßer Betrachtung bestimmt. Das ist hohe interpretatorische Kunst! Aber der Chalumeau und Christoph Graupner sind die Stars dieser Aufnahme: Der eher knorrige Klang des Instruments, das später durch die Klarinette ersetzt werden sollte, und der Komponist, der den finanziellen Malaisen des Darmstädter Hofs standgehalten und so vitale Musik geschrieben hat!


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