TOCCATA 83 (05/06) 2016 - Aufschnaiter war ein exzellenter Komponist. In Letzbor hat er einen eloquenten Verfechter seiner Kunst gefunden.
earlymusicreview.com NOVEMBER 1, 2015 - I really would prefer just to hear the music on its own merits – it has plenty and they are gloriously realised here!
MUSIK AN SICH, - Hier bekommt die Musik die richtige Mischung aus Glanz und Kraft.
WDR 3, 19.10.2015 - Rund 300 Kompositionen von ihm sind überliefert – bekannt ist davon fast nichts. Ein österreichisches Ensemble will das ändern.


TOCCATA 83 (05/06) 2016, s. 25

Aufschnaiter: Memnon sacer ab oriente (Vesper op. 5, 1709).
St. Florianer Sängerknaben, Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor
Pan Classics - PC 10349 (2014; 53')

Benedikt Anton Aufschnaiter (1665-1742) gehört zu einer späteren Generation. Er stammte aus Kitzbühel; als seine Lehrer nennte er Johann Caspar Kerll und Giacomo Carissimi. Im Jahre 1705 wurde er der Nachfolger Georg Muffats als Hofkapellmeister in Passau. Er scheint mit den Instrumentalisten, die ihm dort zur Verfügung standen, nicht voll zufrieden gewesen zu sein. Das könnte vielleicht erklären, dass er sich in Passau auf die Komposition von Vokalmusik beschränkte. 1709 veröffentlichte er eine Sammlung mit Vespermusik als sein op. 5. Daraus hat Gunar Letzbor die üblichen fünf Psalmen sowie das Magnificat ausgewählt, die das Herzstück einer bei Pan Classics erschienenen CD bilden. Stilistisch schliesst Aufschnaiter sich dem Stil an, den wir in der Missa Salisburgensis finden. Diese Vespermusik ist mit Singstimmen - Soli und Tutti - und einem Ensemble von Streichern und B.c., mit zusätzlichen Clarintrompeten und Posaunen, besetzt. Der italienische Einfluss kommt in den theatralen Aspekten zum Tragen, beispielsweise den Kontrasten zwischen Soloepisoden und Tuttisteilen. Diese Kontraste werden auch zur Ausmalung des Textes angewandt. Gunar Letzbor ist begeistert von dieser Musik, und mit Recht. Ich hörte dieses Programm im Festival Alte Musik Utrecht 2014 und war ziemlich beeindruckt. Meine positiven Eindrücke wurden hier bestätigt; Aufschnaiter war ein exzellenter Komponist. In Letzbor hat er ein eloquenter Verfechter seiner Kunst gefunden; diese Musik wird eloquent und glanzvoll dargestellt. Letzbor schafft es die Akustik der Stadtpfarrkirche zu Neunkirchen zu bewältigen in einer Art und Weise, die die Prachtentfaltung dieser Werke ermöglicht und doch den musikalischen Diskurs klar und durchsichtig hält. Dazu dienen die gemässigten Tempi, eine gute Artikulation und Diktion sowie die solistische Besetzung. Und mit seinen Sängern und Spielern darf man ihn herzlich gratulieren: sie sind für dieses Repertoire wie geschaffen. Zwischen den Vokalwerken erklingen kurze Orgelstücke von Franz Anton Hugl (1706-1745), gespielt von Erich Traxler.
Johan van Veen

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AUFSCHNAITER:
MEMNON SACER AB ORIENTE
(VESPER OP. 5)


NOVEMBER 1, 2015 EMR2015 RECORDING
St Florian Sängerknaben, Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor
52:49
Pan Classics PC 10349
+Hugl: Organ works

Why do musicians have to make outrageous claims for lesser-known composers? Referring to Aufschnaiter as “the Catholic Bach” is not what I would consider helpful in trying to raise the public profile of a composer whose music need only be given air time to acquire his own fan base. Anyone who goes out and buys this CD, expecting to be amazed by fabulous music they cannot believe they have never heard before is likely to be disappointed; neither by the music, nor the performances, I hasten to add, as both are perfectly enjoyable and uplifting. The programme is built around of the first of two sets of Vespers psalms published as his op. 5 of 1709, four years after he succeeded Georg Muffat as Kapellmeister in Passau. I love the sense of big open space and the combination of trumpets and sackbutts with a small vocal group (as is Letzbor’s wont) with a finely balanced string ensemble. I really would prefer just to hear the music on its own merits – it has plenty and they are gloriously realised here!
Brian Clark

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Aufschnaiter, B. A. (Letzbor)
Vesper op. 5

VERGLEICHSWEISE GEWAGT

Trotz alle Zweifel, die laut wurden, nachdem Gunar Letzbor im Zuge einer ersten Einspielung den österreichischen Komponisten Benedikt Anton Aufschnaiter (1665-1742) als den ´katholischen Bach´ apostrophiert hatte, bleibt der Ensembleleiter dabei: Aufschnaiter sei das konfessionelle Gegenstück zum Leipziger Thomaskantor, weil er wie dieser in der Polyphonie höchste Meisterschaft erreicht und sie um die Modulation in entfernte Tonarten avantgardistisch angereichert habe.

Nun sind dererlei Vergleich immer heikel. Am ehesten wird man zugestehen können, dass in Aufschnaiters Werken die Mittel des Barock tatsächlich in Vollendung kulminieren. Auch ist die Musik des Österreichers von hoher Komplexität, aber dennoch eingängig. Was ihm allerdings fehlt, ist jene sehr persönliche Handschrift, jene individuelle Tonsprache, die Bachs Werke so unverwechselbar macht. Aufschnaiter bewegt sich wesentlich deutlicher als der protestantische Bach in einer ungebrochenen Traditionslinie und im oberösterreichischen Lokalkolorit. Er ist kein Neuerer und integriert musikalische Einflüsse von jenseits des deutschen Sprachraumes wesentlich weniger markant. Auch um die Textausdeutung oder den großen Bogen ist es ihm nicht gleichermaßen zu tun. Ungeachtet dessen ist seine Musik, wie die neue CD zeigt, unbedingt der Beachtung und künstlerischen Auseinandersetzung wert.

Diese wiederum leistet Letzbor mit seinem Ensemble Ars Antiqua Austria und den St. Florianer Sängerknaben in mustergültiger Weise. Hier bekommt die Musik die richtige Mischung aus Glanz und Kraft. Für letztere sorgt vor allem der Chor, der sich bei aller Kompaktheit und Homogenität eine Spur jener Roheit bewahrt hat, die den um Perfektion ringenden protestantischen bzw. anglikanischen Knabenchören bisweilen abgeht und die mit Letzbors musikantischem Zugriff ideal harmoniert. Heraus kommt auf diese Weise kein ätherischer Vespergesang, sondern eine handfeste Feier zu Ehren Gottes, bei der Passagen wie etwa das "Conquassabit capita in terra multorum" aus dem Psalm "Dixit Dominus" einen ebenso dramatischen wie heiligen Ernst verströmen und das "Magnificat" zum prachtvollen, durchaus vertrackt-avantgardistischen Höhepunkt avanciert. Die meist recht kurzen kurzen Solo-Partien werden sowohl von den Knaben- als auch von den Männerstimmen souverän bewältigt. Die eingestreuten Orgelwerke des Aufschnaiter Zeitgenossen Franz Anton Hugl (1706-1745) ergänzen die Vesperpsalmen adäquat.

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Benedict Anton Aufschnaiter und seine Vesper

Obwohl sein Name etwas anderes suggeriert, war Benedikt Anton Aufschnaiter ein fleißiger und braver Kirchenmusicus, der fast vier Jahrzehnte lang in Passau am Dom St. Stephan wirkte. Rund 300 Kompositionen von ihm sind überliefert – bekannt ist davon fast nichts. Ein österreichisches Ensemble will das ändern.

Das Alte-Musik-Ensemble Ars Antiqua Austria und sein Chef Gunar Letzbor kümmern sich schon seit einigen Jahren um Aufschnaiters Werke. Die Musiker haben seine Notentexte neu ediert und auch schon das eine oder andere Werk auf CD herausgebracht.

Nun ist der erste Teil von Benedict Anton Aufschnaiters Vespermusik "Memnon sacer ab oriente" erschienen. WDR 3 TonArt stellt sie vor.

CD-Infos:
Benedict Anton Aufschnaiter: Vesper op. 5
St. Florianer Sängerknaben
Ars Antiqua Austria
Gunar Letzbor, Leitung
Pan Classics PC10349

Redaktion: Ulrike Gruner

Beitrag von Jan Ritterstaedt hören:
http://www.wdr3.de

http://www.wdr3.de/musik/cd-rezensionen/cd-rez-aufschnaiter-100.html